Am 24. Februar 2022 startete Russland eine unvorstellbare Aggression gegen die Ukraine. Wobei das eigentlich auch nicht stimmt, da der eigentliche Beginn viel früher auf die Annexion der Krim zurückgeht.
Dennoch war der Angriffskrieg ein Augenöffner für die ganze Welt. Millionen Ukrainer, die am 23. Februar 2022 noch in Frieden leben durften, sind seit diesem Tag auf der Flucht. Bilder von Kindern die mit ihren Eltern in U-Bahn Schächten, Kellern und anderen ‚Hilfsbunkern‘ ausharren, gehen mir persönlich nicht aus dem Kopf. „Papa, was ist Krieg?“. Ich hatte gehofft, dass ich eine solche Frage meines (damals) noch nicht einmal vierjährigen Sohnes nie so genau erklären müsste. Unverständlich!
Die anhaltende Flüchtlingsbewegung hat uns veranlasst, eine Initiative in Oberneuland zu starten, um Geflüchteten aus der Ukraine zu helfen. Aus der Idee, die Pastor Thomas Ziaja und ich beim Eisessen gesponnen haben, wurde innerhalb weniger Tage eine Initiative. Viele freiwillige Helferinnen und Helfer tragen diese Idee weiter und machen seit März 2022 etwas großartiges daraus.
Alles begann mit der Unterstützung der evangelischen Kirchengemeinde Oberneuland, die uns jeden Freitag das Gemeindezentrum zur Verfügung stellt. Lohnenswert sind auch die organisatorischen Rahmenbedingungen, Gemeindebus und -anhänger, die sehr praktisch helfen. Auch die Unterstützung durch das Gemeindebüro und unseren Küster ist nicht zu vernachlässigen, die gerade anfangs ein großer Anlaufpunkt gewesen sind. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bedanken!
Die Hilfe und Spendenbereitschaft von Oberneuland hat uns geholfen und hilft uns immer noch. Wir haben Mengen an Kleidung, Spielzeug, Haushaltswaren, Betten, Schränke, Küchen, Sofas und mehr erhalten. Auch finanziell wurden wir teils großzügig berücksichtigt. Der Unterstützung ist groß, wie leider auch die Not.

Wir sind jetzt fast ein Jahr dabei und haben viel für unseren Rahmen erreicht. Wir haben bei der Eröffnung von Bankkonten geholfen, haben unzählige Antragsformulare ausgefüllt, organisieren, transportieren und montieren Sofas und andere Möbel. Beliebt und gut besucht sind unsere offenen Treffs jeden Freitag von 16-18 Uhr. Im Sprachencafé unterstützen wir Sie beim Deutschlernen und es ist zu einem festen Programmpunkt geworden. Bei der intensiven Betreuung in kleinen Gruppen von zwei oder drei Lernenden ist eine große Zahl ehrenamtlicher Unterstützer noch einmal mehr zu schätzen.
Die Kinder spielen miteinander, wir haben Zugang zum Spielplatz in der Kita, haben tolle Spielsachen gespendet bekommen und der Kicker im Gemeindehaus ist ein fester Bestandteil.
Die größten Probleme für unsere Geflüchteten sind aber nach wie vor die Wohnungsnot und Engpässe in der Kinderbetreuung, was auch vielen anderen Menschen hier so geht. Bei der Vermittlung von Wohnungen konnten wir auf vielfältige Weise helfen. Wir hatten auch große Unterstützung von Oberneulandern, die teilweise kostenlose Zimmer zur Verfügung stellten, Wohnen auf Zeit ermöglichten oder plötzlich eine Wohngemeinschaft schufen. Besondere Erwähnung verdienen diejenigen, die ihre Häuser umgebaut haben und Einliegerwohnungen für Flüchtlinge erstellt haben.
Krippen und Kindertagesstätten bleiben jedoch ein Problem. Unsere Flüchtlingskinder sind da keine Ausnahme. Bei der Betreuung der Kita-Anmeldung hören wir immer öfter, dass hier kaum Chancen bestehen.

Kinder bleiben oft von sozialen Kontakten „isoliert“. Als nächsten Schritt planen wir nun, eine 2 stündige wöchentliche Spielgruppe zu gründen. Wir haben hier bereits einige Mitstreiter gefunden und, was am wichtigsten ist, die evangelische Kita in Oberneuland stellt uns jeden Freitag die Räumlichkeiten dafür zur Verfügung. Weitere Informationen werden hier zeitnah noch teilen, einige Details haben wir in diesem Artikel bereits beschrieben.
Die Not groß bleibt. Kaum einer von uns kann sich vorstellen, was es bedeutet fliehen zu müssen! In einem fremden Land ankommen, mit einer fremden Sprache zurechtkommen zu müssen.
Dennoch bin ich wirklich stolz auf das, was die vielen Menschen aus Oberneuland geleistet haben. Ob durch eine (Geld)Spende, das ‚Überzeugen‘ der Kinder, dass doch etwas Spielzeug abgegeben werden kann oder durch die Zeit die immer wieder bei den freitäglichen Treffen, der Vorbereitung dazu oder den vielen Dingen die sonst zu organisieren sind investiert wird.